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12169 Berlin
2024: SAVE THE MEMORIAL!
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23. Juli 2024
Betr.: Einwendungen gegen das Planfeststellungsverfahren S 21 Nordringanbindung – Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir protestieren gegen das Bauvorhaben der S 21 Nordringanbindung, wie es in den am 27. Mai 2024 veröffentlichten Planvorlagen vorgesehen ist. Die Pläne offenbaren einen noch verheerenderen, irreversibleren Eingriff in das Denkmal der ermordeten Sinti und Roma Europas im Tiergarten als zuvor angenommen.
Das Bauvorhaben verletzt die Würde des Ortes als zentrale Gedenkstätte, greift das Gedenken und die Gedenkstättenarbeit an und entblößt ein politisch skandalöses Versagen der politischen Gedenkkultur in Deutschland.
Für die Sinti und Roma in Europa und weltweit stellt das Denkmal in Berlin ein symbolisches Grab für ihre im Nationalsozialismus ermordeten Angehörigen dar.
Das Denkmal ist für sie der zentrale Ort der Trauer und des Gedenkens. Es wurde erschaffen von einem der bedeutendsten internationalen Bildhauer- und Umweltkünstler, dem israelischen Nachkommen von Holocaust-Opfern, Dani Karavan.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere Politikerinnen und Politikern weihten es 2012 endlich ein – seitdem dient es dem Andenken an die 500.000 ermordeten Sinti und Roma in Europa während der NS-Zeit. Wie alle Denkmäler ist auch dieses für die Ewigkeit vorgesehen. Es ist politisch, historisch UND moralisch von hoher Bedeutung.
Es ist deshalb ein Skandal, dass das Denkmal 14 Jahre nach seinem Entstehen durch den Bau einer S-Bahn für Berlin massiv beschädigt werden soll.
Die Bundesrepublik Deutschland und ihre Organe haben die politische und moralische Verantwortung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus, aber auch gegenüber sich selbst, nicht nur an die die Opfer der Verbrechen der NS-Zeit zu erinnern, sondern alle Orte der Erinnerung zu pflegen und vor Vandalismus zu schützen.
Damit ist unvereinbar, wenn der nach jahrelanger Planung errichtete, zentrale Ort des Gedenkens zur Erinnerung an die ermordeten Sinti und Roma Europas nun so behandelt wird, als handele es sich um eine beliebige Parkfläche, die abgeholzt werden könne.
Niemand käme jemals auf die Idee, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in der Cora-Berliner-Straße anzurühren. Ganz offenbar wird der Gedenkstätte der Sinti und Roma sehr viel weniger Respekt entgegengebracht.
Zahlreiche Institutionen, Verbände, Gedenkstätten und Personen der Öffentlichkeit haben mehrfach darauf hingewiesen, auch in einem Offenen Brief
https://www.stiftung-denkmal.de/aktuelles/offener-brief-rettet-das-berliner-denkmal-fuer-die-ermordeten-sinti-und-roma-europas/, dass ein wesentlicher Bestandteil dieser Gedenkstätte auch die uralten Bäume sind, die das Wasserbecken umgeben.
Das erschließt sich jedem, der diese Gedenkstätte besucht.
So war die Gedenkstätte auch von Anfang an speziell für diesen Ort in seiner aktuellen Gestalt und Umgebung konzipiert. Das kann jede mit der Planung der S-Bahn-Trassenführung befasste Person in Erfahrung bringen, die sich mit der Geschichte dieser Gedenkstätte vertraut macht.
Nur offenbar scheinen sich die Deutsche Bahn und der Berliner Senat dafür nicht ernsthaft zu interessieren. Für den verstorbenen Umweltkünstler Karavan waren die Bäume, die das Wasserbecken optisch und akustisch einhegen, die explizite, aus den Entwürfen ersichtliche Voraussetzung dafür, dieses Denkmal so zu schaffen, wie es sich heute darstellt. Stets hatte Karavan vehement gegen die schon früh bekannt gewordenen ersten Planungen für diese S-Bahn-Trassenführung protestiert und gedroht, das Denkmal mit seinem eigenen Körper vor den Baubaggern zu schützen.
Seine Witwe Hava Karavan sowie seine Kinder sind entsetzt, dass diese Pläne jetzt nach seinem Tode tatsächlich umgesetzt werden sollen.
Geplant ist ganz offenbar zudem eine Untertunnelung des Denkmals. Der Tunnel verliefe nach gegenwärtiger Planung nur einen Meter unterhalb des Denkmalgeländes. Neu gepflanzte, alte Bäume, die die gefällten ersetzen könnten, würden hier niemals tiefe Wurzeln schlagen und dieselbe Höhe wie ihre Vorgänger erreichen können. Die Gedenkstätte würde also einen irreversiblen Schaden nehmen.
Zudem wären die Erschütterungen durch jede durchfahrende S-Bahn deutlich spürbar, von einem Ort des stillen Gedenkens kann hier keine Rede mehr sein.
Man stelle sich nur die Erschütterungen am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma bei nur einem Meter Untertunnelung unter der Oberfläche vor! Bislang ist noch nicht einmal untersucht worden, welche Schäden hierdurch langfristig am schwarzen Wasserbecken entstehen könnten.
Gemäß den vorgelegten Plänen würde das Denkmal während der langjährigen Bauphase von drei Seiten durch ein offenes Baufeld eingeschränkt werden. Vermutlich müssten dafür auch die Glaselemente im Eingangsbereich weichen.
Die Baumaßnahmen würden das Denkmal darüber hinaus viele Jahre hinweg optisch und akustisch entstellen. Staub, Dreck und Lärm würden das Gedenken massiv stören. Die zum Denkmal gehörende Musik, eingespielt von Romeo Franz, einem Nachkommen vielfacher NS-Opfer, wäre während der gesamten Bauphase nicht mehr hörbar.
Alle Teile des Denkmals sind wesentlich, kein einziges Element verzichtbar!
Wir fordern deshalb eine alternative Trassenführung für den Bau der S 21, die den Gedenkort unbeschadet lässt.
Erstunterzeichnende:
Hava Karavan, Witwe von Dani Karavan
Noa Karavan, Tochter von Hava und Dani Karavan
Tamar Karavan, Tochter von Hava und Dani Karavan
Yael Karavan, Tochter von Hava und Dani Karavan
Uwe Neumärker, Direktor Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Jana Mechelhoff-Herezi, Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Hamze Bytyçi, RomaTrial
Veronika Patočková, RomaTrial
Daniel Strauß, RomnoKher
Romeo Franz, Generalsekretär Bundesvereinigung der Sinti und Roma
Alexandra Senfft, Autorin
Weitere Unterschriften
Wim Wenders
Donata Wenders
Wolfgang Benz, Historiker, emeritierter Professor der TU Berlin, ehemaliger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung
Oliver Sears, Director, Holocaust Awareness Ireland
Catherine Punch, Holocaust Awareness Ireland
Samson Munn, Fulbright Specialist in Peace and Reconciliation Studies USA, Founder of The Austrian Encounter, Sohn von Holocaust-Überlebenden
Susanne Goodman, Vorstand, Freies Musikzentrum München
Brigitte Eggenhofer, Vorstand, Freies Musikzentrum München
Silke Siebert, Vorstand, Freies Musikzentrum München
Felix Büchner, Geschäftsführer, Freies Musikzentrum München
Candice Breitz, Artist, Berlin
Frank Dabba Smith, Emeritus Rabbi, London, UK
Judah Passow, Fotograf, London UK
Antonie Grumbach, Architekt, Frankreich
Sebastian Barry, Schriftsteller, Fellow of the Royal Society of Literature, Honorary Fellow, Trinity College Dublin, Ireland
Agnes Vince, State architect & urban planner, director of Coastal Conservatory, Ministry of Ecology, Sustainable Development and Energy, Frankreich
Adrienne Goehler, Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Kultur a.D.
Brian Klug, PHD, University of Oxford, UK
Kei Horikoshi, director, Spatial Design & Art Co., Japan
Reva Klein, London, UK
Gereon Sievernich, ehemaliger Direktor des Martin-Gropius-Bau, Berlin
Annette Simon, Psychoanalytikerin, Berlin
Christoph Brockhaus, Kunsthistoriker, ehemaliger Direkt des Wilhelm Lembruch Museum, Duisburg
Inge Kroll, Präsidium Lagergemeinschaft Dachau, Tochter eines politisch NS-Verfolgten
Irmgard Wilfuhr, Präsidium Lagergemeinschaft Dachau
Sybille Ellinger-Weber, Vorstand Arbeitskreis für Intergenerationelle Folgen des Holocaust, PAKH, Köln
Phil-Gordan Zameit, Vorstand Arbeitskreis für Intergenerationelle Folgen des Holocaust, PAKH, Köln
Renée Bertrams, kooptiertes Vorstandsmitglied, Arbeitskreis für Intergenerationelle Folgen des Holocaust, PAKH, Köln
Anja Königseder, kooptiertes Vorstandsmitglied, Arbeitskreis für Intergenerationelle Folgen des Holocaust, PAKH, Köln
Eve Rosenhaft, Professor Emerita of German Historical Studies, University of Liverpool, UK
Cilly Kugelmann, freie Ausstellungskuratorin, Berlin
Joke van der Leeuw-Roord, Founder and Special Advisor EuroClio, the International Association of History, Heritage and Citizenship Educators, The Hague, NL
Claude Mollard, Project Manager of Dani Karavan’s Axe Majeur, Cergy Pontoise
Lena Inowlocki, Soziologin, apl. Prof Goethe-Universität Frankfurt
Jack Lang, Kulturminister a.D., Präsident des Arab World Institute, Paris, Frankreich
Lech Majewski, Filmemacher, Polen
Peter Pogany-Wnendt, 1. Vorsitzender des Arbeitskreises für Intergenerationelle Folgen des Holocaust, PAKH, Nachkommen von Holocaust-Opfern und -überlebenden, Köln
Ian F. Hancock, OBE, FRSA, Professor Emeritus at the University of Texas at Austin, former member of the US Holocaust Memorial Council, USA
Sonia Simmenauer, Künstleragentin und Salonière vom Jüdischen Salon Berlin
Klaus Schultz, Mitglied des Präsidiums der Lagergemeinschaft Dachau
Debórah Dwork, MPH, PhD, Director, Center for the Study of the Holocaust, Genocide, and Crimes Against Humanity, The Graduate Center—City University of New York, USA
Sara Roy, PHD, Center for Middle Eastern Studies, Harvard University, USA
Jean-Jacques Neuer, Counsel of the Picasso Administration, Brancusi Estate, Yves Klein Estate, Arman Estate, the Giacometti Foundation, Paris, Frankreich
Monika Rydiger, Kunsthistorikerin und Kuratorin, International Cultural Centre Krakau, Polen
Bartłomiej Struzik, Vice-rector for cooperation, Jan Matejko Academy of Fine Arts, Krakau, Polen
Franzi Sessler, Präsidium der Lagergemeinschaft Dachau, Urenkelin von politisch verfolgten Widerstandskämpfern
Michael Rothberg, Professor of English, Comparative Literature, and Holocaust Studies, UCLA, USA
Christopher Vila, Lagergemeinschaft Dachau e.V., Stiftungsrat Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V.
Gregor Gysi
Walter Venedey, Berlin
Zoni Weiz, Überlebender des Völkermords an Sinti und Roma, Niederlande
Anish Kapoor, Künstler, London, UK
Pilar Parcerisas, Präsident, „Angelus Novus“ Foundation, Portbou, Barcelona, Spanien
Kelly Laubinger, Co-Vorsitzende Bundesvereinigung Sinti und Roma
Henny Engels, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Helmut Metzner, Geschäftsführender Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
Ilko-Sascha Kowalczuk, Historiker
Klaus Lederer, MdA, Bürgermeister und Senator a.D.
Wolfram Stender, Professor der Soziologie, Hochschule Hannover, Mitglied der ehemaligen Unabhängigen Kommission Antiziganismus
Elizabeta Jonuz, Professorin der Soziologe, Hochschule Hannover, Mitglied der ehemaligen Unabhängigen Kommission Antiziganismus
Michel Jaouën, Architekt, urban planner, Präsident der „Association Axe Majeur de Cergy-Pontoise”, Frankreich
Astrid Messerschmidt, Professorin der Erziehungswissenschaften, Wuppertal, Mitglied der ehemaligen Unabhängigen Kommission Antiziganismus
Silas Kropf, Vorsitzender der MIA (Melde- und Informationsstelle Antiziganismus) e.V., Mitglied der ehemaligen Unabhängigen Kommission Antiziganismus
Lukas Welz, Vorstandsvorsitzender AMCHA Deutschland e.V.
Agnes Krumwiede, MdB a.D.
Klaus Jetz LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Tadayasu Sakai Kunstkritiker
Bürgermeister Marcus König, Bürgermeister von Nürnberg
Werner Konitzer, Professor der Philosophie, Berlin
Sabin Tambrea, Schauspieler
Gaby dos Santos, Bloggerin und Medien Künstlerin, PR-Vertreterin von Madhouse KULTUR der Sinti und Roma, München
Alexander Diepold, Geschäftsführer, Hildegard Lagrenne Stiftung, Mannheim
Ursula Krechel, Schriftstellerin, Berlin
Sven Edthofer, Kunsttherapeut, Berlin
Björn Thielebein, stellv. Landesvorsitzender Die Linke Berlin, Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf
Mikhaylo Tyaglyy,research associate at the Ukrainian Center for Holocaust Studies, Kyjiw, Ukraine
Manja Schuecker-Weiss, Vorstandsmitglied Bundesvereinigung der Sinti und Roma, Frauen Initiative „Sorle Phenja“
Ulrich Floßdorf, Montessori Fachkraft, Aldo Rivera Diplompsychologe, Madhouse München
Leah Carola Czollek, Leiterin des Instituts Social Justice und Radical Diversity
Gudrun Perko, Professorin, Fachhochschule Potsdam
Michaela Kobsa-Mark, Filmemacherin
Jan Grabowski, Historiker; Professor, Fellow, Royal Society of Canada, Ottawa, Kanada
Friedrich Veitl, Verleger, Metropol Verlag, Berlin
Dr. Tatjana Holter, Berlin
Aleida Assmann, Prof. Dr. Dr. Hc.Kulturwissenschaftlerin, Universität Konstanz
Colum McCann, Schriftsteller, Irland
Robert Abzug,Holocaust scholar, Prof. emeritus professor of history at the University of Texas, USA
Mario Franz, Geschäftsführer, Niedersächsische Beratungsstelle für Sinti und Roma e.V.
Lavinia Reinke,Geschäftsführerin Tony – Die Agentur GbR
Kathrin Ast,Geschäftsführerin Tony – Die Agentur GbR
Amdrïta Jakupi, Psychotherapeutin, Vorstandsvorsitzende safe space e.V Köln
Tatja Seibt, Schauspielerin, Berlin
Angelica Hilsebein, Historikerin, Berlin
Mara Geri, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Jörg Hutter, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Mikhail Tumasov, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Philipp Braun, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Patrick Dörr, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Tim Stefaniak, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Alva Träbert, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Erik Jödecke, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Alexander Vogt, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Julia Monro, Bundesvorstand LSVD+ – Verband Queere Vielfalt e. V.
Angelika Kollacks, Musiktherapeutin, Missionsschwester, Berlin
Michaela Bank, Rentnerin und Dipl. Betriebswirtin, Missionsschwester, Berlin
Thekla Schönfeld, Lehrerin für Sonderpädagogik, Missionsschwester, Berlin
Monika Ballani, Sozialarbeiterin, Referentin für Menschen mit Behinderung, Missionsschwester, Berlin
Margot Papenheim, Berlin
Cornelia Kalz, Berlin
Antje Kunst, Berlin
Vera Reichmann, Nichte von Zilli Schmidt, Überlebende des Völkermords an den Sinti und Roma Europas
Daniel Buren, Künstler
Marianne Arndt, Berlin
Georg Hörnschemeyer, Vorsitzender Gedenkstätten Gestapokeller [im Schloss Osnabrück] und Augustaschacht e.V.
Sabine Speiser, Vorstand des Flüchtlingsrats Berlin
Bernadette Kern, Berlin
Matthias Kern, Berlin
Heike Ruppender, Berlin
Carol Höllenreiner für Mano Höllenreiner, Überlebender des Völkermords an den Sinti und Roma Europas
Else Höllenreiner, Mettenheim
Frank Brendle, Geschäftsführer Bildungswerk für Erinnerungsarbeit und Frieden
Murat Dikenci, Dramaturg und Regisseur Maxim Gorki Theater
Marlo Thormann, Geschäftsführer Sinti Union Schleswig-Holstein
Jörg Heiser, Institut für Kunst im Kontext, Universität der Künste Berlin
Hristo Kyuchukov, Prof., Dr., Schlesische Universität Kattowitz, Polen
Kenan Emini, Vorsitzender Roma Center Göttingen
Max Czollek, Autor, Kurator Coalition for Pluralistic Publik Discourse